Bernhard Frauendienst hat in einem Beitrag zu unserem Antifaschismus-Diskussionsthread im Informatikerforum der LMU München auf einen Artikel von Luzi-M hingewiesen, der sich auf ebendiesen unseren Thread bezieht und uns folgenden Vorwurf macht:

»Im Wesentlichen geht es den Herrn um die Verabsolutierung der Mitte und des `Unpolitischen', sowie die Gleichsetzung von Links und Rechts, die Akzeptanz der extremen Rechten und die Affirmation einiger ihrer Inhalte.«

Schon lustig. Im Gegensatz zu dem, was einige Möchtegernlinke gerne als »Diskussion« bezeichnen, war die unsrige tatsächlich von politischer Natur und basierte gerade nicht auf einem Grundsatzkonsens mit nur symbolischen oder oberflächlichen Meinungsverschiedenheiten, sondern die Argumente gingen recht heiß (wenngleich zivilisiert) zwischen mehreren ganz grundverschiedenen politischen Lagern hin und her.

Luzi-M versäumt es leider, zu erwähnen, daß gerade ich -- als Linkslibertärer! -- den Antrag aufs schärfste kritisiert habe. Auf meine (im Forum verlinkte) Stellungnahme gegen die Einrichtung eines unabhängigen Antifaschismusreferats geht sie leider nicht ein. Das mag ja nun daran liegen, daß ihr Artikel älter ist, aber gerade das ist bedenklich: Mitten in der Hitze einer Diskussion, die eben erst begonnen hat, überhaupt an Identität zu gewinnen; die noch gar nicht weiß, wo sie hinläuft; in der die Beteiligten ihren Standpunkt gerade erst entwickeln; in dieser Situation maßt sich die Autorin des Artikels an, zu urteilen, daß am Ende ja doch nur bürgerliche Selbstbestätigung dabei herauskommen wird und sowieso die ganze Diskussion reaktionär ist. Sie verfolgt die Sache nach ihrem Urteil offenbar auch nicht weiter, und auch eine konstruktive Beteiligung an der jungen Diskussion scheint ihr nicht in den Sinn zu kommen.

Nein, sich zu beteiligen oder gar differenziert zu berichten, dafür müßte man erst einmal Argumente finden und sich die Mühe machen, diese zu formulieren, ja sogar die Gefahr eingehen, durch eine unglückliche Formulierung mißverstanden zu werden, wie es in der Politik unvermeidlicherweise hin und wieder passiert. Stattdessen zieht man lieber als Außenstehender über Diskussionen und ebensolche unter Umständen unglücklichen Formulierungen -- am allerbesten in Form von aus dem Kontext gerissenen Zitaten, versteht sich -- her und kann sein Gewissen darüber beruhigen, daß routinemäßig durchgeführte Protestmärsche gegen G8-Gipfel und eisern praktizierte diszplinierende Sprachrituale bedauerlicherweise immer noch keine soziale Revolution hervorrufen konnten.

(Übrigens: Es ist bezeichnend, wie Luzi-M im Negativen immer von »Studenten« und »den Herrn« spricht, obwohl aus den Pseudonymen der Diskutanten teilweise das Geschlecht gar nicht ersichtlich ist -- während sie zugleich eine der Äußerungen zugunsten des generischen Maskulinums aus dem Thread in ihre Liste von Negativzitaten (?) aufnimmt. Aber ach! wie dumm von mir. Das Böse ist immer weißhäutig, gehört der Ober- oder Mittelschicht an und ist ein Mann. Das weiß man doch.)