Nachdem ich das Atom-API für mein Journal implementiert hatte, konnte ich endlich einen Blick auf ecto werfen, ein angesehenes Blogging-Programm für Mac OS X, das mit knapp € 15 recht erschwinglich ist.
Ich lud mir die 21-Tage-Testversion auf den Rechner. Daß ecto beim ersten Start meinte, ich hätte nicht mehr 21, sondern nur noch 20 Tage zum Testen übrig, nahm ich ihm nicht übel. Was ist schon ein Tag?
Das Programm begrüßt mich mit einer angenehm minimalistischen, aufgeräumten Oberfläche. Was mir etwas zu denken gibt, ist, daß in der Liste der Blogeinträge die Umlaute in den Artikelnamen ausgelassen werden. In den Vollansichten der Artikel scheint es mit ihnen aber zumindest im Fließtext selbst keine Probleme zu geben.
Ich verwende ecto also zum Testen meiner Atom-Implementierung, bessere hier und dort etwas in dieser nach — daß ecto ein hübsch eingefärbtes Protokoll der Kommunikation mit dem Server anbietet, ist dabei sehr hilfreich — und nebenbei schreibe ich einen Blogeintrag über das Atom-API. Alles funktioniert ganz wunderbar, bis ecto plötzlich meint, sein kleines Gehirn von den Früchten meiner Arbeit befreien zu müssen. Ganz spontan löscht es den gesamten geschriebenen Text und läßt nur die Überschrift übrig. Alle Versuche, mit Tastenkürzeln und Menüklicks das Geschehene rückgängig zu machen, scheitern, der Punkt „Widerrufen“ im Menü hat keine Wirkung.
Gereizt schließe ich das Fenster, in dem eben noch mein sorgfältig ausformulierter Artikel zu sehen war. Doch das scheint ecto nicht zu gefallen. Seinerseits gekränkt, stürzt es ab.
Ich hätte zu dem Zeitpunkt aufgegeben, wenn ich eine gute Alternative zu dem Programm gekannt hätte. Leider war das nicht der Fall. Ich starte ecto also neu.
Denkste. ecto will nicht mehr starten. Ich möge doch bitte die Vollversion kaufen, heißt es. Bitte? Nach nicht einmal einem Tag des Testens hört die 21-Tage-Testversion auf, zu funktionieren? Nachdem ich keine verwertbaren Daten mehr von ecto verwaltet weiß (auch grep konnte keine verschollenen Textfragmente mehr ausfindig machen), lösche ich kurzerhand alles in meinem Benutzerordner, was mit dem Programm zu tun haben und es irgendwie verwirren könnte, und siehe da: Es läßt sich doch wieder zum Arbeiten bewegen.
Ich beginne, meinen Artikel neu zu schreiben. Zur Sicherheit kopiere ich ihn hin und wieder nach TextEdit. Immerhin: Drag'n'Drop von Text inklusive Formatierungen und Verknüpfungen funktioniert tadellos. Schließlich klicke ich auf „Veröffentlichen“, und der Artikel erscheint — welche Freude! — auf dieser Website.
Leider muß ich feststellen, daß der dortige Link in die Wikipedia nicht korrekt gespeichert wurde. Ein unmaskiertes „und“-Zeichen im Verweis — das Problem kenne ich. Auch, wenn es mich wundert, daß sich ecto darum nicht selbst kümmert, stört es mich nicht besonders. Muß ich beim Hereinkopieren von Links eben achtgeben. Ich versuche also, den bestehenden Text wieder zu öffnen—
Puff! Ein Fenster öffnet sich. ecto hat den Fehler in dem Link entdeckt und bietet mir an, ihn auszubessern. Ich akzeptiere und überprüfe das Ergebnis, doch von der Korrektur sehe ich keine Spur. Der Link sieht aus, wie ich ihn eingegeben habe. Ich setze den Cursor an die Stelle des Fehlers und möchte den Link ausbessern, aber ecto funkt mir mit einer seltsamen Autovervollständigungsfunktion dazwischen, die mir den Text im Verweisbearbeitungsfenster völlig ruiniert. Nach mühevoller Handarbeit bekomme ich den Link wieder so hin, wie er sein soll, diesmal mit Maskierung des problematischen Zeichens (genauer gesagt: mit dem Zeichen umschrieben als HTML-Entität). Leider hat ecto auch noch irgend etwas anderes an meinem Text fehlinterpretiert und vor jedem Link die Leerzeichen gelöscht. Ich korrigiere das schnell und klicke erneut auf „Veröffentlichen“.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Auf der Website paßt alles, der Link ist ausgebessert. Was ich allerdings übersehen habe, ist ein Tippfehler im Beschreibungstext desselben Links. Also noch einmal zu ecto gewechselt und den Artikel angeklickt...
ecto zeigt mir das Fehlerfenster von vorhin ein weiteres Mal an. Was? Der Fehler ist doch ausgebessert, und sonst kommt nirgends mehr eines der gemeinen „und“-Zeichen vor. Was will ecto von mir? Ich sage ecto, es solle das mit der Korrektur lieber bleiben lassen. Ich klicke auf den Link, um den Tippfehler zu beseitigen, und was muß ich sehen? Der Fehler von zuvor ist zurückgekehrt! Ich schließe das Fenster, öffne es noch einmal, lasse ecto diesmal die Korrektur übernehmen — kein Unterschied! ecto hat den Fehler erneut in den Link eingebaut, nur um sich sogleich darüber zu beschweren und wirkungslose Autokorrekturhilfen anzubieten. Was in Hesindes Namen..?! Ganz zu schweigen davon, daß ecto schon wieder die Leerzeichen vor all meinen Links entfernt hat.
Langsam sinkt meine Stimmung in ungeahnte Tiefen. Auf den ersten Blick sieht ecto so schön, einfach und elegant aus. Warum muß es nur voller Programmierfehler sein?
Ich weiß nicht, was beim Hersteller von ecto schiefläuft. Sicher ist allerdings, daß das Programm nicht das wunderbare Werk von Eleganz und Produktivität ist, als das es in einigen Testberichten dargestellt wird. Ob ich es mir angesichts fehlender Konkurrenz trotzdem kaufen werde? Ich weiß es noch nicht. Die Sache mit den verschwindenden Leerzeichen läßt sich umgehen, indem man in den Feed nicht XHTML direkt einbettet, sondern stattdessen maskierten HTML-Code verwendet. Nicht unbedingt schön, dazu ohne Grund gezwungen zu werden, aber keine Katastrophe. Die anderen Probleme bleiben aber auch in diesem Fall bestehen. In einem Programm meine Texte zu schreiben, das deren wesentliche Teile spontan vergißt, ist jedenfalls kein besonders angenehmes Gefühl. (Ich bin übrigens nicht der einzige, der Opfer dieses Bugs wurde.)
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