Die vergangene Woche markiert allem Anschein nach den Anfang vom Ende des Macs, wie wir ihn kennen.
Vergangene Woche kündigten Steve Jobs und seine Gefolgsleute Mac OS X 10.7 „Lion“ an. In typischer Apple-Manier wurden alle vorgestellten Neuerungen wahlweise als awesome , incredible oder revolutionary angepriesen. Im wesentlichen handelte es sich dabei um Mission Control , eine in kuriosem Maße an die GNOME Shell erinnernde, doch eigentlich konsequente Weiterentwicklung von Exposé , sowie den lange erwarteten App Store für den Mac.
Der App Store ist ein offensichtlicher Schritt in Richtung Apple-kontrollierter Monokultur.
Ebenfalls in dieser Woche wurden zwei weitere Ankündigungen gemacht.
Im Zuge eines Java-Updates für Mac OS X erfuhr man, daß Java nicht weiter aktiv von Apple unterstützt werden wird — ein Schritt in Richtung Apple-kontrollierter Monokultur.
Schließlich wird Flash nicht mehr mit neuen Macs ausgeliefert — ein Schritt in Richtung Apple-kontrollierter Monokultur.
Sieht jemand ein Muster?
Natürlich wird die Umstellung des Macs auf ein kontrolliertes, abgeschlossenes System nicht von heute auf morgen geschehen (daher auch die bewußt betonten vorläufigen Einschränkungen, Java und Flash nachinstallieren und Software am App Store vorbei aus Fremdquellen beziehen zu können). Apple, eine Firma, deren Erfolg nicht zuletzt darauf beruht, daß sie zugleich einen Kult mit einer unüberschaubaren Zahl von loyalen Anhängern pflegt, kann es sich nicht leisten, seinen treuesten Fans vor den Kopf zu stoßen, indem abrupt die Richtung geändert wird.
Schrittweise lassen sich ideologische Veränderungen aber grundsätzlich immer durchsetzen — nicht nur die stetig voranschreitende ideologische Abwertung der Solidargemeinschaft in Deutschland ist dafür ein eindrucksvolles Beispiel. Genug ehemals überzeugte Fans der (Individualismus predigenden, kreativitätsorientierten) Mac-Philosophie werden so lange ausharren, bis sich in ihren Köpfen der Wandel schleichend vollzogen hat und sie ebenso überzeugte Verfechter der (bevormundenden, konsumorientierten) i-Philosophie geworden sind.
So paßt es nur allzu gut ins Schema, wenn Apple gleich einen ganzen Abschnitt der Keynote der Beteuerung widmet, der Mac sei ein ach-so-wichtiges Standbein der Firma.
Der „Mac“ (das Produkt) — freilich. Aber der Mac ?
Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt; man sollte nur aufpassen, daß man von ihr nicht allzu sehr geblendet wird.
Comments
Zu fast dem gleichen Thema hat heute jemand was auf Facebook geschrieben, und ich paste hier einfach mal meine Antwort:
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Leider läuft das schon ne ganze Weile so... Kann als Apple-Benutzer (der sich langsam von einigen Features aus Sicherheitsgründen verabschiedet) einen Tweet von gestern nur hervorheben:
"Apple-Fanboys leiden nicht unter dem Stockholm-Syndrom. Sie geniessen es!"
Viele Apple-Freunde werden sowas erst zuallerletzt registrieren, weil sie eben die komplette Plattform wechseln müssten, wenn es ihnen wirklich zu viel wird. Und dann etwas Unkomfortableres verwenden. Glücklicherweise hab ich schon mal ein paar Jahre Linux benutzt, also werds ich's aushalten. :D
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Ja, ich sehe Linux als unkomfortabel an. Aber zur Not ziehe ich mich wieder in diese Gefilde zurück, das Klima wird ja eh rauher, wenn sogar messianische Präsidenten einen Whistleblower quasi für vogelfrei erklären können - ohne dabei selber ein Statement abgeben zu müssen, versteht sich. Macht ja nur irgendwer in der Regierung.
Aber zurück zum Thema. ^^
Bedenklich finde ich auch, dass das Macbook Air als die Zukunft _aller_ Notebooks gesehen wird. Ich für meinen Teil will einen vollwertigen tragbaren Computer, also auch mit einer brauchbaren Menge an Festplatte und Leistung.
Julian Assange benutzt ja übrigens auch ein Macbook, aber ich glaube eher nicht mit OS X, oder? ^^
Ich kaufte mir dereinst einen Mac weil viele Leute deren Meinung ich normalerweise sehr respektiere einen solchen hatten. Ich habe das letztlich bis jetzt nicht wirklich verstanden.
Was mir unrelated dazu einfällt:
http://xkcd.com/743/
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