Ich bin beileibe kein Impulskäufer, aber hin und wieder gibt es bei MacUpdate Promo attraktive Angebote, für bzw. gegen die man sich schnell entscheiden muß. Diese Woche wurde unter anderem NoteBook von Circus Ponies Software angeboten. Da ich schon lange nach einer vernünftigen Methode suche, Notizen unter Mac OS X zu machen (unter GNU/Linux gibt es dafür Tomboy), habe ich das Programm nach kurzer Auffrischung meines Gedächtnisses bezüglich einer mehrere Monate zurückliegenden ausführlichen Web-Recherche kurzerhand erworben. (Eigentlich wäre eine solche Eile kaum nötig gewesen, da Studenten für NoteBook wohl generell nur unwesentlich mehr zahlen als bei der Promo-Aktion. Oh, well.)

Das Timing hätte jedenfalls kaum besser sein können, da ich für kommende Woche einen Vortrag vorbereiten mußte (zu dem übrigens jeder herzlich eingeladen ist!). So hatte ich just die Gelegenheit, die Praxistauglichkeit des Programms zu testen.

Mein Eindruck nach dem ersten Start des Programms war, sagen wir, unterbegeistert. Die Registerreiter am rechten Rand, deren Aufschriften ich aufgrund übermäßiger Transparenz nicht lesen konnte, wirkte ebenso befremdlich wie der linke Rand, der mit einem häßlichen Ringbuchdesign inklusive Papierlöcher geschmückt war. Ich brauchte eine Weile, um herauszufinden, wie man das Ringbuchdesign loswird.

Das automatisch generierte Inhaltsverzeichnis ist an sich eine feine Sache, aber leider läßt die Nutzbarkeit zur Navigation einiges zu wünschen übrig. Die Einträge sind nämlich nur jeweils am äußersten linken (Aufzählungspunkte) und rechten Rand (Seitenzahlen) klickbar, dazwischen landet man stattdessen im Editiermodus. Dafür gibt es zum Glück die Möglichkeit, eine andere, viel bessere Version des Inhaltsverzeichnisses als Ausziehkarte links an das Hauptfenster anzuhängen, was ohnehin der richtige Ort für ein solches Navigationselement ist.

Die Outlining-Funktion funktioniert sehr gut, und die hierarchische Organisierung von Ideen erscheint mir als recht natürlich, obgleich in so einem System freilich gegenüber einer eher Wiki-artigen Struktur Querverweise weniger natürlich sind. Im Kontext der Planung eines Vortrags aber eignet sich das Outlining hervorragend, um Ideen zu sammeln und am Ende auch noch einen nützlichen Spickzettel zu haben.

Sehr interessant ist die Idee, das Konzept der Haftzettelchen aus der realen Welt direkt zu übernehmen. Man kann sich kleine bunte Zettelchen aus der Toolbar ziehen und sie an den Rand der aktuellen Notizbuchseite kleben, so daß sie ein wenig herausschauen und auch von anderen Seiten aus sichtbar sind. Ein Klick auf ein Haftzettelchen bringt einen auf die Seite, zu der es gehört. Wenn man ein großes Notizbuch hat, sind die Haftzettelchen eine willkommene Möglichkeit, die Teile hervorzuheben, die momentan relevant sind.

Auch sehr passend finde ich, daß man mit einem Graphiktablett direkt auf die Notizbuchseiten zeichnen kann. Kleine Skizzen sagen oft mehr als tausend Worte, und abgesehen davon, daß sie aussagekräftiger sind, sind sie auch schneller gemacht — was bei einem so flüchtigen Ideengedächtnis wie meinem ein unheimlicher Vorteil ist.

Leider hat die Skizzenfunktion einige Schwächen. So wollte sie z.B. trotz funktionierenden Treibers (das Mac-OS-eigene InkPad hatte keine entsprechenden Probleme) die Druckkraft auf dem Stift partout nicht registrieren. Stattdessen waren alle Striche stets gleich dick. Außerdem — und das ist ein echter Wermutstropfen — befinden sich die Skizzen nicht auf derselben konzeptionellen Ebene wie Text. Das hat zur Folge, daß die Skizzen einerseits nicht mit nach unten rücken, wenn Text über ihnen eingefügt wird, und andererseits ihre Ausrichtung zum Text auch im Druck nicht beibehalten wird. So mußte ich in der Druckvorschau schmerzlich feststellen, daß mein hübsches kommutatives Diagramm an der völlig falschen Stelle auf dem Papier plaziert worden wäre. Die einzige Lösung für das Problem scheint zu sein, die Skizzen mit einem externen Programm oder InkPad zu tätigen, und sie dann als statische Bilder in das Notizbuch zu importieren — nicht sehr komfortabel, das.

Alles in allem fand ich NoteBook zumindest für die Vorbereitung des Vortrags ausgesprochen angenehm. Jedoch: Dafür allein hätte es auch ein reiner Outliner getan. Wie gut sich das Programm im täglichen Einsatz insgesamt schlägt, wird sich erst mit der Zeit herausstellen.