Ich werde gleich heute die angekündigte Serie über interessante deutsche Kleinparteien starten. Den Anfang macht die LD, eine linksliberale Partei.

Die Liberalen Demokraten (LD) verstehen sich als der geistige Nachfolger des linken Flügels der FDP, der zur Zeit der sozialliberalen Koalition auf Bundesebene die inzwischen nur noch wirtschaftsliberale Partei bedeutend prägte.

Nach dem Eintrag in der Wikipedia ist die LD nicht so blind marktgläubig wie die etablierten nichtsozialistischen Parteien.

Im Mittelpunkt der politischen Arbeit stehen heute Menschenrechte, Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit. Marktwirtschaft und Eigentum betrachten sie als Mittel zum „Zweck der Wahrung und Mehrung menschlicher Freiheit“ und nicht als Selbstzweck. Des weiteren fordern die LD die Abschaffung der Fünf-Prozent-Hürde. Gegenwärtig diskutieren sie in verschiedenen Zusammenhängen das Thema Bedingungsloses Grundeinkommen. [Wikipedia]

In der Tat scheint die LD im Gegensatz zu allen bekannten Parteien (Die Linke eingeschlossen) der Erwerbsarbeit als Allheilmittel gesellschaftlicher Probleme kritisch gegenüberzustehen. Der Bundesvorsitzende der LD schreibt in einem offenen Brief an den SPD-Kanzlerkandidaten 2009, Frank Walter Steinmeier:

Der einzig richtige Ansatz bei der Betrachtung von sogenannter Arbeitslosigkeit muss die Nicht-Erwerbsarbeit und ihren gesellschaftlichen Nutzen mit einbeziehen. Die LD hat seit 1987, damals veröffentlicht unter dem Titel „Arbeit für Alle“, die Förderung und Belohnung gesellschaftlich notwendiger Nicht-Erwerbsarbeit in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen gestellt und diese Betrachtung seitdem ständig weiterentwickelt. Diese Ansätze vermissen wir leider bei allen in den Parlamenten vertretenen Parteien. [Website der LD, LD enttäuscht von SPD-Kanzlerkandidat Steinmeier]

Im hier genannten Papier Arbeit für alle schreibt die LD indes:

Der Ausgleich zwischen Angebot von und Nachfrage nach Arbeitsleistungen muss in der Hauptsache durch eine Verminderung des Angebots erzielt werden. Denn eine Erhöhung der Nachfrage nach Arbeitsleistungen ist wegen der erreichten Grenzen des Wachstums weder in dem erforderlichen Umfang möglich noch wünschenswert. Den Ansatz, das Angebot von Arbeitsleistungen durch Fernhalten oder Ausscheiden von Personengruppen aus dem Arbeitsleben zu vermindern, lehnen die Liberalen Demokraten ab. Es würde in der Praxis überwiegend die Frauen treffen und den Emanzipationsprozess beeinträchtigen, wenn nicht sogar teilweise rückgängig machen.

Es bleibt der Weg der Verkürzung der Tages-, Wochen-, Jahres- und Lebensarbeitszeit. [Website der LD, Arbeit für alle]

Ein ganz netter Absatz findet sich im selben Text auch zum Thema Freizeit, wenn er auch etwas unkonkret daherkommt:

Begriff und Problem der Freizeit sind ein Produkt der modernen Industriegesellschaft. Fehlentwicklungen in der Arbeit (z.B. übermäßige Belastung, Sinnentleerung durch Arbeitszergliederung und Automatisierung) haben zu Fehlentwicklungen auch außerhalb der Arbeit geführt (z.B. Flucht in die Freizeit, Einrichtung von Freizeitparks, Medienkonsum).

Die Liberalen Demokraten streben an, die ganzheitlichen Perspektiven im menschlichen Leben zu verstärken. Deswegen darf Freizeit sich nicht verselbständigen und nur den Zwecken der Erholung und Entspannung zugeordnet werden. Freizeit gewinnt vielmehr ihren Sinn durch die Aspekte Muße und Genuss, die in Arbeitsprozessen (ob bezahlt oder unbezahlt) regelmäßig weniger bedeutsam sind. Zur erfüllenden Gestaltung ihres Lebens fehlt vielen Menschen jedoch noch die Fähigkeit, mit freier Zeit eigenbestimmt so umzugehen, dass sie Ihre geistigen und körperlichen, ihre ästhetischen und musischen, ihre kreativen und sozialen, ihre sportlichen und handwerklichen Wünsche und Möglichkeiten dabei entdecken und befriedigen. Insofern sind Bildung und Weiterbildung stark gefordert. Im Übrigen kann unmittelbar auf Freizeit bezogene Politik nur ausgerichtet sein auf Beispiel, Anregung und Angebot, nicht dagegen auf Bevormundung, Gängelung und Verplanung (auch in kommerzieller Form). [Op. Cit.]

Zur Familienpolitik schließlich wird ebenfalls eine Zurückstellung der Lohnarbeit als Lösung für viele Probleme angesehen:

Anstelle eines Elternurlaubs soll beiden Eltern unter Verbesserung des Familienlastenausgleichs der Anspruch auf Teilzeitarbeit von der Geburt eines Jeden Kindes an eingeräumt werden. Nach sechsjähriger Tätigkeit beim gleichen Arbeitgeber soll ein Anspruch auf unbezahlten Urlaub von einem Jahr ohne weitere Voraussetzungen gegeben sein. [Op. Cit.]